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9. Juni 2023

84. oMFT: Medizinische Fakultäten diskutieren Zukunftsweichen für Forschung, Lehre und Patientenversorgung



Führungskräfte aus der Universitätsmedizin, Vertreter:innen der Gesundheits- und Wissenschaftspolitik, der Wirtschaft, der Presse sowie Studierende kamen am 8. und 9. Juni in Jena zum Ordentlichen Medizinischen Fakultätentag (oMFT) zusammen, um die Gestaltung des Wandels in der Hochschulmedizin zu diskutieren.

 

Eröffnet wurde der diesjährige oMFT durch den Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, Wolfgang Tiefensee, der betonte, welch hohe Priorität die Universitätsmedizin für das Land Thüringen habe.

Im Zentrum der Diskussionen stand u.a. die Frage nach dem Verhältnis zwischen Zusammenarbeit und Wettbewerb in der Gesundheitsforschung. „Kooperation und Konkurrenz sind in der Forschung untrennbar miteinander verknüpft“, so Prof. Dr. Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT). „Kooperationsfähigkeit ist ein wichtiges Wettbewerbskriterium.“ Als best-practice Beispiele für kooperative Infrastrukturen in der Gesundheitsforschung nannte Matthias Frosch die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekte Netzwerk Universitätsmedizin (NUM), Medizininformatik-Initiative (MII) oder auch die Nationalen Zentren für Tumorerkrankungen (NCT). Für diese Infrastrukturen sei es allerdings, so Matthias Frosch, „essentiell, dass sie partizipativ und integrativ, das heißt für alle Wissenschaftler:innen offen sind. Die Strukturen müssen langfristig verlässlich zur Verfügung stehen und so tragfähige Plattformen für einen chancengleichen Wettbewerb der Ideen bilden. Dies setzt Verstetigung mit einer verlässlichen Finanzierung jenseits der reinen Projektförderung ebenso voraus wie eine Governance, die der Kreativität der Wissenschaftler:innen keine Grenzen setzt und Offenheit für neue Entwicklungen und Innovationen ermöglicht.“

Ein weiteres Schwerpunktthema war die Reform der Krankenhausstrukturen und -finanzierung sowie, damit einhergehend, die Weiterentwicklung des Medizinstudiums. Beide Bereiche, so wurde einstimmig hervorgehoben, stehen vor einem großen Wandel, der vielfältige Herausforderungen mit sich bringt. Der MFT und der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) betonten ihre Forderung, die Krankenhausreform politisch voranzubringen. Ziel ist die Sicherstellung der Versorgungsqualität vor dem Hintergrund eines bereits heute deutlich spürbaren und sich zukünftig noch verstärkenden Fachkräftemangels. Dies kann nur durch eine stärkere und sektorenbergreifende Vernetzung der Versorgung erreicht werden, in der die Universitätsmedizin eine koordinierende Aufgabe übernehmen muss. In den potentiellen Auswirkungen der Reform auf die universitäre Lehre gilt es, eine Balance zwischen praxisnaher und theoretischer Ausbildung und die Sicherung der Qualität unter Einbindung einer Vielzahl von Akteuren besonders zu berücksichtigen.

Die Fakultäten erzielten Einigkeit in der Frage, dass es eine wichtige Zukunftsaufgabe sei, die Studierenden auf den Wandel im Gesundheitswesen vorzubereiten. Vor allem die stärkere Ausrichtung der medizinischen Ausbildung auf ärztliche Kompetenzen stand im Mittelpunkt der Diskussionen. Entscheidend für die Weiterentwicklung des Studiums ist die Novellierung der Ärztlichen Approbationsordnung, die bislang durch offene Finanzierungsfragen zwischen Bund und Ländern gebremst wird. Konsequent war hier die Feststellung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), dass eine Steigerung der Ausbildungsqualität automatisch zu Mehrkosten führen muss und dass der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) in der Reform Verbindlichkeit erlangen soll.

„Der MFT“, so Matthias Frosch, „unterstützt das BMG aktiv bei der inhaltlichen Ausgestaltung dieser Reform. Es braucht aber dringend eine Entscheidung von Bund und Ländern über eine adäquate Finanzierung, die die Fakultäten in die Lage versetzt, die Reformen auch zielführend umzusetzen.“

Bei der Diskussion um staatliche und private Medizinstudiengänge in Deutschland wurde das breite Spektrum der Qualität dieser Angebote deutlich. Die Länder wurden an ihre Verantwortung bei deren Aufsicht erinnert. Insbesondere bei Angeboten nach ausländischem Recht gilt es, regulatorische Lücken zu schließen.

Der Dekan der gastgebenden Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Wissenschaftliche Vorstand des Universitätsklinikums Jena, Prof. Dr. Thomas Kamradt, betont: „Die Gespräche und Diskussionen dieses Fakultätentages machten erneut deutlich, welche zentrale Rolle die qualitätsgesicherte Weiterentwicklung des Medizinstudiums spielt. Durch unsere wissenschaftliche Tätigkeit als Universitätsmedizin in öffentlicher Trägerschaft sehen wir uns in Thüringen inhaltlich, methodisch und strukturell dafür gerüstet und nutzen den Raum für Innovationen in der Ausbildung, den wir schon heute haben.“

Seit 1913 fungiert der oMFT als Forum für ergebnisorientierte Diskussionen im Bereich medizinische Forschung und Medizinstudium.


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