Führungskräfte der Universitätsmedizin, Vertreter:innen aus Politik und Wirtschaft sowie Studierende trafen sich am 12. und 13. Juni 2025 in Freiburg zum Ordentlichen Medizinischen Fakultätentag (oMFT). Diskutiert wurden die drängendsten aktuellen Herausforderungen der Universitätsmedizin in Forschung und Lehre, darunter internationale Kooperationen, Technologietransfer, Studierendenauswahl und Prävention von Machtmissbrauch.
Der scheidende MFT-Präsident Prof. Dr. Matthias Frosch zog Bilanz seiner sechsjährigen Amtszeit. Er betonte die Notwendigkeit von Investitionen in Forschungsinfrastrukturen wie Biobanken, IT für die medizinische Forschung und klinische Studienzentren. „Die Zukunftsfähigkeit des Landes und die Resilienz gegenüber äußeren Bedrohungen hängt ganz wesentlich auch von einer schlagkräftigen und gut ausgestatteten und damit innovationsfähigen Universitätsmedizin ab“, so Frosch. Dass die Universitätsmedizin im Koalitionsvertrag explizit erwähnt wird, hob er positiv hervor, betonte aber auch, dass es nun auf die Umsetzung und die Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel ankomme.
Ein Kernanliegen seiner Amtszeit war die Förderung des ärztlichen wissenschaftlichen Nachwuchses. Frosch sieht die Förderung der Clinician Scientist-Programme als Daueraufgabe der Medizinischen Fakultäten, die auf der Agenda bleiben müsse. Ärztekammern, Förderer und die Politik stehen hier ebenfalls in der Verantwortung. Explizit müssten forschende Ärzt:innen auch gezielt für die Planung und Durchführung Klinischer Studien qualifiziert und Hürden abgebaut werden.
Ein weiteres zentrales Thema des oMFT war die Frage nach den globalen medizinischen Herausforderungen und der internationalen Zusammenarbeit in Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Angesichts jüngster politischer Entwicklungen wurde die Verteidigung der Wissenschaftsfreiheit und die Stärkung internationaler Kooperationen diskutiert. Hier gelte es, die Abhängigkeiten von den USA zu reduzieren und gleichzeitig die Zusammenarbeit zu stärken, so das Podium. Der Austausch sollte in allen Phasen medizinischer Karrieren und mit allen Regionen der Welt unbedingt weiterhin gepflegt werden und von einer offenen Willkommenskultur in Deutschland geprägt sein.
Im Fokus standen auch Transfer und Ausgründungen in der biomedizinischen Forschung, um die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Praxis zu beschleunigen. Es wurde diskutiert, wie medizinische Innovationen aus der Universität heraus unkompliziert und erfolgreich ausgegründet und weiterentwickelt werden können. Um dies zu beschleunigen, hat die Deutsche Hochschulmedizin, der Dachverband der Medizinischen Fakultäten und der Universitätsklinika Deutschlands, Empfehlungen für standardisierte Rahmenbedingungen für die Übertragung von geistigem Eigentum in Anlehnung an einen internationalen Rahmen herausgegeben.
Ein Panel befasste sich mit der Prävention von Machtmissbrauch in der Wissenschaft. Wichtig sei dabei, sich der Vielfältigkeit des Problems bewusst zu werden und mit unterschiedlichen strukturellen Maßnahmen entgegenzuwirken. Dazu gehörten zum Beispiel auch eine offene Fehler- und eine professionelle Führungskultur. Die Leitungsebene der Medizinischen Fakultäten hat dabei die Verantwortung, entsprechende Strukturen zu schaffen. Dafür gibt es bereits Good-Practice-Beispiele an den Standorten der Hochschulmedizin, aus deren Erfahrungen weiter gelernt werden sollte.
Zudem wurde die Rolle des Abiturs für ein erfolgreiches Medizinstudium diskutiert. Neuere Daten zeigen, dass die Auswahltests sogar eine etwas bessere Vorhersage zur Studierfähigkeit liefern als das Abitur, sodass dessen Gewichtung im Auswahlverfahren (AdH) ohne Qualitätseinbußen sinken könnte. Dennoch sollte dem Abitur auch weiterhin eine Rolle zukommen, da es ein Leistungsniveau über Jahre abbildet und ebenfalls eine gute Prädiktion des Studienerfolgs erlaubt. Ungelöst bleibt die Überrepräsentierung sozial privilegierter Bewerber:innen. Besonders kleinteilige Vorabquoten für Facharztgruppen wurden problematisch gesehen, da deren Effekte zu spät kämen und die Auswahlverfahren unnötig komplex machten. Es fehlt die Evidenz für die Eignung in der jeweiligen Fachdisziplin, z.B. als Landärzt:in oder als Landeskinderärzt:in, und für den Erfolg im Studium.
Professorin Dr. Martina Kadmon, die neue gewählte Präsidentin des MFT, übernahm zum Abschluss der Tagung den Staffelstab von ihrem Vorgänger Matthias Frosch. Sie resümiert: „Die von uns gewählten Themen waren die Themen des Tages und der nahen Zukunft. Die Diskussion zeigt eindrücklich, wie groß die Verantwortung und der gestalterische Wille der medizinischen Fakultäten bei diesen hochaktuellen Themen ist. Die Herausforderungen sind erheblich, aber Beispiele wie die Implementierung eines gemeinsamen, verlässlichen Rahmens für Ausgründungen oder die Verabredung zu einem deutschlandweit einheitlichen, aussagekräftigen Studierfähigkeitstest zeigen, dass die Fakultäten handlungsfähig sind und konkrete Lösungen anbieten.“
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen