Ein großer Teil der Mediziner promoviert. Um die Qualität der medizinischen Promotion zu verbessern, haben die Mitglieder des Medizinischen Fakultätentages beschlossen, strukturierte Promotionsprogramme flächendeckend einzuführen.
Ein großer Teil der angehenden Medizinerinnen und Mediziner legen nach ihrem Studienabschluss eine Promotion ab. Die Gründe sind dafür vielfältig. Nur ein Teil der Promovierten strebt eine wissenschaftliche Karriere an. Eine Ausbildung im Bereich Medizin (Studium und Weiterbildung) dauert im Durchschnitt 12 Jahre. Dies ist viel länger als in anderen Studiengängen. Aus diesem Grund ist die der Promotion zugrunde liegende wissenschaftliche Projektarbeit studienbegleitend. Die Promotion selbst kann, wie in anderen Studiengängen auch, erst nach dem Studienabschluss vollendet werden.
In den letzten Jahren gab es in vielen Studienfächern Plagiatsvorwürfe. Auch die Medizin war davon betroffen. In mehreren Fällen wurden nach intensiver Prüfung durch die Medizinische Fakultät die entsprechenden Promotionen aberkannt.
Im Nachgang zu diesen Fällen haben sich die MFT-Mitglieder intensiv mit dem Thema Verbesserung der Qualität von medizinischen Promotionen beschäftigt. Unter anderem wurde beschlossen, die Programme für strukturierte Promotionen an den Fakultäten auszubauen.
An vielen Fakultäten existieren diese Programme bereits. Die Angebote spiegeln das wissenschaftliche Profil der Fakultäten wider. Es ermöglicht den Doktoranden die Integration in etablierte Forschungsstrukturen. Bestandteil der Programme sind Betreuungsvereinbarungen und die zentrale Erfassung des Promotionsvorhabens inklusive der Betreuer. Neben der Bearbeitung des Forschungsprojekts ist die wissenschaftliche Ausbildung in Form theoretischer Lehrveranstaltungen und Trainingsprogramme obligater Bestandteil der Programme. Bei inhaltlichen oder persönlichen Konflikten gibt es Schiedsstellen. Oftmals werden für die Programme Stipendien vergeben.
Ein massiver Ausbau dieser Programme kostet Geld. Bisher finanzieren viele Fakultäten diese Strukturen aus laufenden Mitteln. In einigen Bundesländern werden sie über die Leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM) finanziert. Klar ist, dass selbst bei einem massiven Ausbau der Promotionsplätze die Anzahl der Promotionen in der Medizin mittelfristig sinken wird.
Die Instrumente des guten wissenschaftlichen Arbeitens wurden in der Medizin bisher insbesondere im Rahmen der Promotion erworben. Mit einer fallenden Promotionsquote muss dieses verstärkt im Medizinstudium vermittelt werden. Denn wissenschaftliches Verständnis bedeutet eben auch, wissenschaftliche Studien richtig lesen zu können. Dies benötigen auch praktizierende Ärzte. Die MFT-Mitglieder haben deshalb beschlossen, die bisher verstreuten Elemente der Vermittlung von Wissenschaftlichkeit im Medizinstudium in einem longitudinalen Strange zu stärken.
Wissenschaftlicher Nachwuchs in der Hochschulmedizin rekrutiert sich über die Promotionen. Dafür benötigen die Fakultäten entsprechende Programme.
Die Qualität der medizinischen Promotion wird sich durch die Einrichtung von strukturierten Promotionsprogrammen mittelfristig verbessern. Ein flächendeckender Ausbau wird nur durch zusätzliche finanzielle Mittel umsetzbar sein.
Die bisherigen Elemente der Vermittlung von Wissenschaftlichkeit im Medizinstudium müssen noch sichtbar werden. Die Fakultäten nehmen sich des Themas an.